Leben? Oder Theater?

Diese Frage ist eng mit Charlotte Salomon verbunden. Doch wer war sie? Eine sehr beeindruckende Frau, würde ich sagen.

DSC_0059(Selbstbildnis)

Charlotte wurde 1917 in Berlin geboren und starb 1943 in Auschwitz-Birkenau.

Am vergangenen Wochenende war ich zu einer Ausstellung ihrer Bilder. Ihre Geschichte und ihre Malereien haben mich sehr fasziniert!

Der Tod war ein enger Gefährte Charlottes. Ihre Tante, sie hieß ebenfalls Charlotte, nahm sich in jungen Jahren das Leben, ehe ihre Nichte, als Tochter eines Chirurgen (Professor Albert Salomon) und seiner Frau Franziska, zur Welt kam. 1926 nahm sich auch Charlottes Mutter das Leben. Charlotte sollte glauben, dass ihre Mutter an den Folgen einer Grippe verstarb. Der Vater verheiratete sich wieder. Er nahm die Konzertsängerin Paula Lindberg zu seiner Frau.

Charlotte musste 1933 die Schule verlassen, da die Anfeindungen gegen Juden bereits überhand nahmen. Probeweise wurde sie zum Wintersemester 1935 in der vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst in Berlin aufgenommen, doch verließ sie die Universität 1937 wieder. 1939 emigrierte Charlotte nach Frankreich, ihre Großeltern waren bereits dorthin ausgewandert. 1940 besetzten die Deutschen viele Teile Frankreichs. Charlottes Großmutter nahm sich vor Angst das Leben. Der Großvater und Charlotte kamen derweil ins Lager. Doch aufgrund des hohen Alters des Großvaters wurden sie wieder freigelassen. 

Charlotte war versucht ihre Erlebnisse, die sie in eine tiefe Krise gestürzt hatte, durch das Malen zu verarbeiten. Längst hatte sie Alexander Nagler kennen und lieben gelernt, der auf vielen ihrer Bilder zu sehen ist und den sie 1943 heiratet. Das Ehepaar wurde in Südfrankreich an die Deutschen verraten und somit über Paris nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im 5. Monat schwanger wurde Charlotte gleich nach ihrer Ankunft ermordet. Ihr Mann verstirbt kurze Zeit später an den Folgen der Haftbedingungen.

Doch Charlotte hat der Welt über 1000 Gouachen hinterlassen, von denen sie rund 800 ausgwählt und nummeriert hat. 800 Gouachen, in denen sie zwischen 1940 und 1942 ihr Leben, ihre Liebe und ihr Leid zu Papier gebracht hat. Sie gibt ihrem eigenen „Stück“ den Namen: Leben? Oder Theater?

1971 wurden die Malereien im Museum in Amsterdam ausgestellt. In der heutigen Zeit wird der Wert ihrer Malerei sehr viel deutlicher. Dieses wurde 2014 als Auftragsstück der Salzburger Festspiele uraufgeführt und das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen (MiR) inszenierte das Ballett: Charlotte Salomon: Der Tod und das Mädchen.

Das persönliche Schicksal der jungen Frau ist sehr berührend. Ich habe ein paar Aufnahmen ihrer Bilder mitgebracht. Im Laufe der Zeit werden ihre Zeichnungen immer dunkler, als wenn das Licht aus ihr wich. Ich kann jedem, der interessiert ist empfehlen, die Ausstellung selbst auf sich wirken zu lassen, sollte sie einmal in eurer Nähe sein.

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Auf einem ihrer Bilder ist Charlotte mit ihrem Mann zu sehen. Beide sitzen sich gegenüber. Zwischen ihnen steht ein Satz geschrieben:

»Uns beide wird man später noch einmal ansehen«

Wie recht sie doch hatte. 

 

12 Gedanken zu „Leben? Oder Theater?

    • Danke, liebe Bärbel. Ich bin zwei mal durch die Ausstellung gegangen. Der Weg durch ihr Leben war wirklich unglaublich interessant. Interessant und traurig zugleich. Deine Emily

  1. eine der viel zu vielen viel zu traurigen Geschichten.
    Entsetzlich, was da passierte, welche Verbrechen an harmlosen Menschen, die nichts anders wollten als leben u. wer maßt sich an, über Leben zu entscheiden. Wer hat das Recht, andere umzubringen, nur weil ihre Vorfahren einem Menschen nicht in den Kram passten.
    Ein Verbrecher, der andere Verbrecher um sich scharte, die dann alle gemeinsam ein ganzes Volk manipulierten.
    Es mit zu Verbrechern machte, obwohl viele anders dachten…und heimlich halfen, wo sie konnten.
    Bestialisch war das, was da passierte.
    Wieviele kluge und besondere Menschen fielen dieser Willkür zum Opfer…
    Ich fasse es bis heute nicht.

    • Liebe Bruni, dem kann ich nichts hinzufügen. Eine grausame Zeit und wie es scheint, hat die Welt nichts daraus gelernt. Das macht sehr betroffen und traurig.

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