Es gibt Kabarett und Kabarett… Comedy und Comedy

Es gibt Künstler, die sind unheimlich gut und Künstler, die sind gut unheimlich. Einige von ihnen brauchen vielleicht auch noch etwas Übung.

Am vergangenen Freitag hatten wir da so ein Erlebnis. Die Location war toll, die Gastgeber herzlich, die Snacks lecker und endlich mal nicht so überteuert, wie es mittlerweile in vielen Schauspielorten und Bars üblich zu sein scheint.

Wir waren die ersten Gäste die eintrafen und es auch erst einmal blieben. Der Veranstalter hatte ein grundnettes Gesicht und stand wartend an der Kasse.

„Sind wir die Ersten?“, fragte Jan.

„Ja, aber wir haben auch noch Karten. Morgen sind wir wieder ausgebucht.“

„Wie viele passen denn so in den Saal?“

„Na, so circa 70 Leute. Aber heute sind wir etwa… 20.“

Och nö und ausgerechnet ICH habe das Programm ausgesucht… Obwohl, die geringe Teilnahme muss doch noch lange nichts mit dem Programm zu tun haben!? Also, nicht unbedingt…

Die Tür zu dem kleinen Saal wurde geöffnet.

Tja, wenigstens freie Platzwahl! Wer hat die schon?!

Jan setzte sich gleich auf ein samtiges Sofa, das als Sitzgelegenheit im hinteren Teil des Raumes auf einer kleinen Empore stand.

„Willst du da ernsthaft sitzen?“

„Ja klar. Selbstverständlich will ich das!“ Er hupfte auf dem Sofa herum.

„Aber von hier aus kann man doch gar nicht so gut sehen?!“

„Doch. Kann man. Sehr gut sogar!“

„Na guuuuut.“

So gab ich mich geschlagen und kümmerte mich um die Verpflegung. Nachdem ich zurück kam, setzte ich mich ebenfalls auf das große, flauschige Sofa und befand es eindeutig für gut und so was von gemütlich.

„Hier bleib ich. Und hier ist jetzt auch garantiert kein Platz mehr für jemand anderes. Also, falls noch Leute kommen sollten…“

Doch es kamen noch Leute. Wir waren ingesamt 17 Zuschauer.

Hin und wieder schlurfte ein jugendlicher Typ, so um die 40, durch den Raum. Das war dann wohl der Künstler. So richtig glücklich sah er nicht aus…vermutlich hoffte er auf deutlich mehr Gäste. Tja, der Drops war dann wohl gelutscht!

Der Zuschauerraum wirkte schon selbst wie ein kleines Theater in sich und sehr gemütlich. Das Licht war schummrig, auf den Tischen standen Kerzen. An den Wänden und auf den Holzbalken saßen Spielfiguren oder Marionetten. Das Theater selbst stand auf einem alten Industriegelände und ließ eine derartige Atmosphäre nicht unbedingt erwarten.

Zurück zum Stück. Es wurde dunkel, das Licht auf der kleinen Bühne ging an und ich knusperte an einem Käsewürfel, als der Künstler die Bühne betrat.

Die Leute hatten sich, sofern möglich, ein bisschen im Saal verteilt. Doch die erste Reihe blieb frei. Und wir machten es uns auf dem Sofa gemütlich.

Der Künstler legte los und war sichtlich nervös. Vermutlich nervöser, als wenn der Raum voll von Menschen gewesen wäre. Es ist ja auch so, dass manche Witze eben flacher werden, wenn man immer nur dieselben Personen im „Zugriff“ hat. Sie werden noch flacher, wenn sie zudem schon ziemlich alt sind. Und sie verlaufen auf dem Teppich, wenn beides aufeinander trifft und die Witze dann auch noch so schön schräg auswendig gelernt sind. Dennoch, einigen schien das Programm zu gefallen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Wir überlegten zu gehen.

Doch 1. waren die Häppchen noch nicht alle, 2. war das Sofa so kuschelig und 3. ziehen Künstler ja oft erst in der zweiten Hälfte so richtig an. Wir gaben ihm eine Chance. Doch es wurde nicht besser… Eher das Gegenteil war der Fall.

Zum Ende hin bekam der Künstler seinen Beifall. Man konnte nicht gleich sagen, ob es der wohlverdiente Beifall war, der dem Künstler zusteht oder die Erleichterung, dass man nun heim gehen konnte. Er bedankte sich, ging hinter die Bühne und während ich schon nach meiner Tasche griff, rief er in den Raum: „ZUGABE? Ja, gerne!“

Und jetzt wurde er tatsächlich irgendwie witzig. Das lag allerdings daran, weil wir uns ausmalten, wie er das Spiel vielleicht bis zum Morgengrauen durchziehen könnte.

„Höhö…also EINEN hab ich noch!!!“

Mit rot geränderten Augen und gähnend würden wir uns bemühen weiter zu applaudieren, während die Hälfte von uns sicher schon eingeschlafen war.

Ich war kurz davor, einen Lachkrampf zu bekommen. Tränen liefen mir über die Wange.

Und allein für dieses Lachen, war es das wert!

Habt einen lustigen Tag und morgen einen schönen 1. Mai!

Alles Liebe, die Emily 😉

10 Gedanken zu „Es gibt Kabarett und Kabarett… Comedy und Comedy

    • Leider nicht. Ist mir auch eingefallen, allerdings zu spät. Der Komiker hätte bestimmt angefangen zu heulen, wenn ich nicht ihn, sondern das Sofa fotografiert hätte 😉

  1. Manchmal findet die wahre Comedy neben der Bühne statt. Wie gut, dass ihr durchgehalten habt! Mit unserem Kulturverein richten wir ja auch Kleinkunstevents aus und ich kann dir sagen, in unseren Anfängen ging auch so manches schief… mittlerweile sind wir etwas professioneller und buchen z.B.nur solche Künstler, die einer von uns persönlich schon mal gesehen hat. Sonst rennen einem die Gäste in der Pause davon 😉
    LG von Rana

    • Du sagst es. Es ist mir schon so was von oft passiert, dass die Hauptlachnummer neben mir, oder in der Nähe, saß 😆
      Jeder fängt einmal klein an und ich hätte ihm gerne mehr Publikum gewünscht. Wichtig ist, dass man dem nachgeht, was einem wichtig ist. Und ihr habt sicherlich schon ein Auge dafür 😉

      Liebe Grüße, Emily

  2. Jeder fängt doch mal klein an, Emily … hihi … Der Lachanfall hat dir jedenfalls gut getan … 😉 …
    Einen sonnigen Tag

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